Gesellschaftsbecken

Die bakterielle Eingewöhnung

Wer so viele verschiedene Guppy-Stämme in einem Becken halten möchte, wie im Beitragsbild, dem lege ich meinen heutigen Beitrag ans Herz. Er behandelt das Thema Eingewöhnung, Quarantäne und Umsetzen insbesondere von Hochzucht-Guppys durch Kauf oder innerhalb der eigenen Anlage in andere Aquarien. Spätestens beim Kauf eines Hochzucht-Guppys kommen hier bei mir regelmäßig Fragen seitens der Erwerber auf. Und tatsächlich ist das Thema Eingewöhnung bzw. Umsetzen auch eng verzahnt mit dem Thema der bakteriellen Unverträglichkeit oder auch Kreuzverkeimung. Letztlich dient die Eingewöhnung ja der Krankheitsvorbeugung, so dass die Eingewöhnung der Anpassung an die Wasserwerte und insbesondere an die Bakterien des Zielaquariums dient. Daher nenne ich dies auch bakterielle Eingewöhnung.

Bakterielle Unverträglichkeit oder auch Kreuzverkeimung

Wenn ich krankheitsbedingte Fischverluste in den letzten Jahren zu beklagen hatte, dann wahrscheinlich zu 90% aus dieser Ursache heraus. Somit empfehle ich diesem Thema besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ich verweise hier auf einen bereits vorangegangenen Beitrag. Diesen Beitrag möchte ich nun um meine aktuellen Erkenntnisse erweitern.

Wie in diesem Beitrag vom 22.03.2020 berichtet, gibt es nach meinen Erfahrungen tatsächlich kein 100% heilendes Mittel. Bei dem einen Züchter hilft das Antibiotikum A, beim nächsten Fall dann Mittel B, aber in einem anderen Fall reicht schon starkes Aufsalzen. Eine sichere Variante ist das Einsenden einiger Tiere für eine bakterielle Untersuchung zu einem spezialisierten Tierarzt. Das dann ermittelte Antibiotikum hilft sicher, allerdings heißt das nicht, dass später nicht wieder eine solche Kreuzverkeimung auftreten kann und die ganze Sache ist auch recht kostspielig.

Insbesondere, wenn man Guppys aus diversen Herkunftsquellen hat, dann ist eine solche bakterielle Unverträglichkeit wahrscheinlicher. Aber auch beim Nachkauf des gleichen Stammes beim selben Züchter kann sie beim folgenden Zusammensetzen auftreten. Ich habe es zuletzt sogar erlebt, als ich einen kompletten Pflanzentopf (samt Pflanzeninhalt) von Becken A nach Becken B umgesetzt hatte.

Jedes Aquarium bildet eben nach und nach seinen eigenen Bakterienmix aus. Das Tückische an der bakteriellen Unverträglichkeit ist, dass der Krankheitsverlauf sehr schnell (in 1-7 Tagen) und für den kleinen Organismus des Guppys oft auch tödlich ist.

Ausgezeichnete Erfahrungen habe in den letzten Monaten mit der bakteriellen Eingewöhnung beim Zusammensetzen von Guppys aus verschiedenen Aquarien gemacht. Extrem wichtig ist dies meines Erachtens insbesondere beim Erwerb von Hochzucht-Guppys für ein Gesellschaftsbecken.

Quarantäne

Erhalte ich Fische von außerhalb meiner Anlage, so durchlaufen diese Fische in einem separaten unbepflanzten Frischwasser-Becken mindestens 14 Tage lang eine Quarantäne. In diesem Becken wechsle ich alle 1 – 2 Tage das Wasser und belüfte mittels Sprudelstein. Ich selbst behandle meine Neuzugänge auch mit diversen Mitteln z.B. gegen Würmer oder Hauttrüber. Ich kann leider nicht sicher sein, dass die erworbenen Tiere davon frei sind und aufgrund der Größe meiner Anlage möchte ich jedes Risiko stark reduzieren oder komplett vermeiden. Die Quarantäne dient dazu den Gesundheitszustand der erworbenen Tiere zu kontrollieren und das Einschleppen von Krankheitserregern oder Parasiten zu vermeiden.

Vorbeugen durch bakterielle Eingewöhnung

Wenn der erworbene Bestand nun frei anderen Krankheitserregern (z.B. Würmern) ist, dann führe ich erst jetzt die von mir sogenannte bakterielle Eingewöhnung durch. Dies mache ich mittlerweile auch bei Stämmen aus der eigenen Anlage, welche schon lange kein Kontakt mehr untereinander hatten.

Das Vorgehen ist dabei wie folgt.

Jeden Tag transferiere ich jeden Morgen und Abend Wasser vom Quarantänebecken zum Zielbecken und zurück. Ich nehme dazu einen Becher mit ungefähr 200 ml Inhalt. Am ersten Tag ein Becher am zweiten Tag zwei Becken, ab den fünften Tag verbleibe ich bei fünf Bechern, die gesamte Prozedur praktiziere ich insgesamt 14 Tage lang. In den ersten Tagen der bakteriellen Eingewöhnung ist das Beobachten der Tiere besonders wichtig. Sollten sich Probleme zeigen, ist sofort abzubrechen und eine Behandlung einzuleiten (90% Wasserwechsel, Aufsalzen und/oder Medikamentöse Behandlung). Das hatte ich jedoch noch nicht, kann aber sicherlich vorkommen.

Mit dieser Methode gewöhnen sich die Guppys langsam an den “bakteriellen Cocktail” des jeweils anderen Aquarium.

2 Gedanken zu „Die bakterielle Eingewöhnung“

  1. Hallo Tim, du hast nur nicht geschrieben, wie lange du den Wasseraustausch vornimmst, bevor du die Tiere dann tatsächlich in ein Becken setzt und die Frage, probierst du dann erst vorsichtig mit einem Fisch ins Zielbecken oder gleich alle die geplant sind?

    1. Hallo Jana,

      Danke für Deine Nachfrage. Tatsächlich mache ich die Prozedur insgesamt ebenfalls 14 Tage. Bisher habe ich dann die gesamte Gruppe umgesetzt. Wer auf Nummer sicher gehen will kann aber natürlich einen Testkandidat nutzen. Dann sollte aber weiter der Wasseraustausch erfolgen, um das Eingewöhnen nicht zu unterbrechen.

      Viele Grüße

      Tim

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